Aktivist*innen der Klimagerechtigkeitsbewegung besetzten am Morgen des 22.02.2021 symbolisch eine Linde in der Stralsunder Straße in Greifswald. Sie protestieren damit gegen die in Greifswald besonders ausgeprägte Gentrifizierung – gemeint ist damit der Umbau in eine „Stadt der Reichen“.
Anlass für den Protest ist der Abriss der daneben befindlichen historischen Gaststätte „Alte Flora“. Vor einigen Wochen begannen die Räumungsarbeiten auf dem Gelände mit der Absicht an dieser markanten Stelle ein mehrgeschossiges Wohn- und Geschäftshaus im hohen Preissegment zu errichten.
Die Aktionsgruppe zeigt sich solidarisch mit den Protesten der Anwohner*innen und den Forderungen der Bürgerinitiative Steinbeckervorstadt.
Wohnen als Grundrecht
Wie auch in anderen Metropolen und Großstädten spitzt sich in Greifswald die Lage auf dem Wohnungsmarkt weiter zu. Nach einer aktuellen Studie gehört Greifswald zu den Städten in der gesamten Bundesrepublik, wo die soziale Entmischung von ärmeren und reicheren Bevölkerungsschichten innerhalb der Stadtteile am ausgeprägtesten ist.
Selbst der zuständige Landesminister Christian Pegel gab im Zusammenhang mit dieser wissenschaftlichen Untersuchung zu, dass die bisherigen politischen Maßnahmen – in ganz MV – nicht ausreichend sind, um der Präkarisieriung auf dem Wohnungsmarkt entgegenzuwirken.
„Die Schaffung von sozialem Wohnraum ist Aufgabe von Politik und Gesellschaft und darf nicht an meistbietende Investor*innen versteigert werden“, so die Aktivistin Emma Zipation vor Ort. „Profit-Interessen lassen Luxus-Bauten entstehen, die nur wenigen Menschen zugänglich sein sollen.“
Recht auf Stadt
Der Protestort befindet sich in der Steinbecker Vorstadt, einem Stadtteil nördlich des Rycks, der sich in den nächsten Jahren weiter entwickeln soll. Ein Masterplan hat im letzten Jahr für die zukünftige Bebauung der umliegenden Wohngegend festgelegt, dass diese die soziale Durchmischung der Bevölkerung sicherstellen soll.
Auf dem Gelände der besetzten Linde wollen die Immobilien-Investoren Fehlhaber und Braun allerdings im kommenden Jahr einen überdimensionierten Gebäude-Komplex errichten. Das Bauvorhaben stößt nicht nur bei der unmittelbaren Nachbarschaft auf Kritik. Problematisch ist vor allem, dass es parallel zum Bürger*innen-Beteiligungsverfahren im Rahmen des Masterplans bereits informelle Absprachen zwischen den Investoren und der Stadtverwaltung gegeben haben muss, die im Widerspruch zum Masterplan und seinen Zielen standen.
„Stadtgestaltung braucht eine echte Beteiligung aller Betroffenen“, stellen die Aktivist*innen fest. „Wir fordern dabei eine besondere Berücksichtigung von Wohn- und Gestaltungsräumen, die der gesamten Bevölkerung und der breiten Öffentlichkeit zugute kommen.“
Die Aktionsgruppe ist in den nächsten Tagen ansprechbar.
Presse-Rückfragen also gerne vor Ort oder schriftlich via: